Schüler:innen eines Gymnasiums in Wiesbaden hat es gereicht: Sie sorgen in Eigeninitiative dafür, dass in den Mädchentoiletten und Waschräumen der Schule Binden und Tampons zur Verfügung stehen. Damit möchten sie erstens gegen das Stigma der Periodenblutung angehen, das in Deutschland viele Mädchen immer noch trifft, und zweitens auch solchen Mitschülerinnen die Teilnahme am Unterricht ermöglichen, die sich die Hygieneartikel nicht leisten können.
Auch in Darmstadt tut sich was: Mehrere Fraktionen haben in Kooperation einen Antrag gestellt, in sämtlichen öffentlichen Gebäuden der Stadt Periodenartikel kostenfrei anzubieten. Mit großer Mehrheit wurde diesem Antrag zugestimmt, er soll schon bald umgesetzt werden.
Zwar wurde die Mehrwertsteuer auf Menstruationsprodukte in Deutschland im Jahr 2020 von 19 auf sieben Prozent gesenkt, doch viele Hersteller haben in Folge die Preise für ihre Produkte erhöht. Somit sind sie nicht für Jede erschwinglich.
Vorbild Schottland
Vorbild dürfte die Entscheidung des schottischen Parlaments Ende November letzten Jahres gewesen sein. Dort wurde beschlossen, nicht mehr nur in Schulen und Universitäten für Zugang zu Hygieneartikeln zu sorgen, sondern auch in sämtlichen öffentlichen Gebäuden des Landes. Ziel ist, diese Artikel jederzeit denjenigen kostenfrei zur Verfügung zu stellen, die sie benötigen: menstruierenden Mädchen und Frauen. Eine von zehn leidet statistisch gesehen unter der sogenannten Periodenarmut und kann sich diese Artikel nicht leisten, somit an beruflicher oder schulischer Tätigkeit und gesellschaftlichem Leben nicht teilnehmen.
Auch Neuseeland ist den Schritt gegangen und bietet an Schulen seit Juni 2021 kostenfrei Menstruationsprodukte an. Der Grund liegt auch hier ganz klar im Kampf gegen Armut begründet. Viele menstruierende Mädchen bleiben dem Unterricht fern, weil sie sich schlicht keine Periodenartikel leisten können.
Fünf-Prozent-Bremse
In der EU gilt derzeit noch der Mindest-Mehrwertsteuersatz von fünf Prozent – doch das könnte sich bald ändern. Ab 2022 soll diese Fünf-Prozent-Bremse wegfallen, was sämtlichen EU-Mitgliedsstaaten ermöglichen würde, Hygieneprodukte für Frauen steuerfrei anzubieten.
In Kenia ist dies bereits seit 2011 der Fall, Malta und Irland haben nachgezogen. Vielleicht hat auch das deutsche Parlament ein Einsehen und beendet die finanzielle Benachteiligung menstruierender Bürgerinnen.
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Quellen und weiterführende Links:
https://www.hessenschau.de/gesellschaft/keine-luxusprodukte-tampons-for-free-an-wiesbadener-schule,menstruationsartikel-kostenlos-100.html
https://www.nwzonline.de/panorama/menstruationsprodukte-in-schottland-bald-kostenlos_a_50,10,4249287346.html
https://www.welt.de/politik/ausland/article220992580/Menstruationsartikeln-Schottland-stimmt-fuer-kostenlose-Bereitstellung.html
https://taz.de/Neues-Gesetz-in-Schottland/!5731435/
https://www.stern.de/neon/wilde-welt/politik/keinluxus/periodenprodukte-werden-ermaessigt-besteuert—bundestag-hat-entschieden-8990808.html
https://www.stern.de/politik/neuseeland–schulen-stellen-ab-juni-kostenlose-tampons-und-binden-bereit-30385080.html
https://www.dw.com/de/tampon-steuer-hygieneprodukte-deutschland/a-51142312
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