In Zeiten von Strafzinsen und hohen Inflationsraten haben nicht viele Menschen die Möglichkeit, ihr Geld sicher und gleichzeitig nachhaltig anzulegen. Auch Sparen fällt zurzeit nicht leicht. Ganz besonders gilt dies für arme Kinder und Jugendliche in der peruanischen Stadt Arequipa.
Dort beschloss der damals siebenjährige José Adolfe Quisocala Condora, etwas zu ändern. Mit der Unterstützung einiger Lehrer:innen und lokaler Einrichtungen gründete er die erste ökologische Bank für Kinder. Er hatte beobachtet, wie seine Mitschüler:innen sich kein Mittagessen kaufen konnten, weil sie das Geld dafür bereits für Anderes ausgegeben hatten.
Jeden Tag auf dem Schulweg war er mit Kindern konfrontiert, die auf der Straße arbeiteten oder bettelten, weil sie sich Schulbildung nicht leisten konnten. Ihnen wollte er mit dem vom ihm gegründeten Geldinstitut die Möglichkeit bieten, ihr Geld anzulegen und zu sparen. Zum Beispiel, indem sie sich ein Sparziel setzen und erst dann Geld abheben können, wenn sie dieses erreicht haben.
Sparen: gern, doch welches Geld?
Bald darauf stieß er auf ein weiteres Problem: Viele Kinder verfügen schlicht nicht über ausreichende Geldmittel, um ans Sparen zu denken. Also suchte er nach einer Möglichkeit, wie sie ohne Kinderarbeit Geld erwirtschaften könnten. Statt als Arbeiter:innen Müll auf den Straßen einzusammeln, sollte der Müll gar nicht erst auf der Straße landen, sondern direkt in die Annahmestellen der Schulen gebracht werden. Mit lokalen Recyclingunternehmen handelte José höhere Preise aus, die den Kinder als Bezahlung auf ihre Konten gutgeschrieben werden.
Ein durchschlagender Erfolg
Innerhalb von sieben Jahren hatte er mehr als 2.000 Kund:innen im Alter zwischen zehn und 18 Jahren gewonnen. In der Zwischenzeit wurde er mehrfach zuerst auf nationaler, dann auf internationaler Ebene ausgezeichnet. 2014 erhielt er den Child and Youth Finance International Award von Unicef und 2018 den Children’s Climate Prize.
Mittlerweile bietet er Kindern nicht nur Konten, sondern auch Kredite, Versicherungen und andere Finanzdienstleistungen an. Seine Kund:innen können an den Automaten verschiedener Banken mit eigenen Bankkarten Geld abheben und ihren Kontostand online überprüfen.
Vor zwei Jahren verfilmte der französische Filmemacher Gilles De Maistre Josés Geschichte: „Forward: Tomorrow belongs to us“ (etwa „Die Zukunft gehört uns“) feierte 2019 in Paris Premiere.
Umweltschutz als Investition
Mit seiner Idee möchte der mittlerweile 16-Jährige nicht nur Kindern das Sparen nahebringen, sondern darüber hinaus eigenes Engagement für die Umwelt als Investitionsmöglichkeit anbieten.
Dieses System soll Kinder sowohl wirtschaftlich unabhängig machen als auch langfristig einen Beitrag zur Rettung des Klimas leisten. Insofern ist dieses Modell auch für Erwachsene vielversprechend.
Quellen und weiterführende Links:
https://concausa2030.socialab.com/challenges/economiadelfuturo/idea/33195
https://www.theguardian.com/world/2019/may/31/14-year-old-peruvian-boy-bank-for-children
https://www.jetzt.de/job/das-ist-jose-adolfo-quisocala-condori-ein-vierzehnjaehriger-umweltbaenker
https://andina.pe/ingles/noticia-disney-to-release-film-based-on-14yearold-peruvian-banker-755060.aspx
https://www.choloconche.com.ar/disney-lleva-al-cine-la-historia-del-nino-peruano-que-fundo-un-ecobanco.html
https://andina.pe/agencia/noticia-estrenan-paris-documental-futuro-es-nuestro-sobre-nino-banquero-peruano-766666.aspx
https://www.thestreamable.com/movies/forward-tomorrow-belongs-to-us-2019 https://www.youtube.com/watch?v=G30VDYgI91s
https://newsbeezer.com/perueng/red-carpet-the-peruvian-banker-boy-premiered-a-film-about-his-life-in-paris/
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