Was haben Island, Schottland, Spanien und Neuseeland gemeinsam?
Arbeitgeber:innen dieser Länder trauen ihren Arbeitnehmer:innen und diesen zu, dass sie bei einem Arbeitstag weniger die Woche genauso effizient oder gar effizienter tätig sein können als zuvor. Die Viertagewoche hält Einzug.
Gesteigertes Wohlbefinden bei gleichzeitig gesteigerter Produktivität und gleichem Gehalt? Wie soll das gehen?
Aktuell möchte Schottlands Regierung eine Antwort auf diese derzeit in vielen Industrieländern umgehende Frage finden. In Schottland befürworten nämlich laut einer Umfrage über 80 Prozent der Büroangestellten ein solches Arbeitszeitmodell. Ausgewählte Unternehmen setzen dies in den folgenden Monaten um.
Um das groß angelegte Projekt – der Think-Tank Institute for Public Policy Research fordert, das Programm auszuweiten, um andere Branchen ebenfalls einzubeziehen – finanzieren zu können, stellt die Scottish National Party einen Fonds im Umfang von 10 Mio. Pfund zur Verfügung.
Auch Spanien, Island und Neuseeland wollen es wissen
Im Herbst 2021 beginnt in Spanien eine drei Jahre dauernde Testphase zum Thema. Sie soll zeigen, ob mit einer 32-Stunden-Woche dieselben Ergebnisse erzielt werden können wie mit einer 40-Stunden-Woche. Und Island hat sein Vier-Tage-die-Woche-Projekt vor zwei Jahren abgeschlossen. Mit einem eindeutigen Ergebnis: Dort möchte ein Großteil der Bevölkerung gar nicht mehr 40 Stunden die Woche arbeiten.
Bei einem ähnlich gelagerten Pilotprojekt in Neuseeland kam heraus, dass die Produktivität der Beschäftigten gar um 20 Prozent gestiegen sei. Wie ist das möglich?
Weniger kann tatsächlich mehr sein
All diesen Projekten ist gemein, dass sowohl Arbeitnehmer:innen als auch -geber:innen davon ausgehen, dass steigendes Wohlbefinden mit hoher Produktivität Hand in Hand geht.
So legten die isländische Association for Sustainability and Democracy und der britische Think-Tank Autonomy im Juli 2021 eine Studie dazu vor, die diese Annahme mit Fakten belegt. Während des vier Jahre dauernden Modellversuchs in Island, der von 2015 bis 2019 lief, wurde untersucht, wie sich weniger Arbeitsstunden bei gleichem Gehalt auf Arbeitnehmer:innen und Produktivität auswirken. Das Ergebnis: durchschlagend. Vonseiten der Arbeitgeber:innen konnte gleichbleibende oder gar optimierte Produktivität der Arbeitnehmer:innen festgestellt werden. Diese gaben an, dass sich ihre Work-Life-Balance „dramatisch verbessert“ habe.
Dadurch, dass ca. 2.500 Beschäftigte – knapp ein Prozent der isländischen Erwerbsbevölkerung – als Proband:innen an diesem Versuch teilnahmen, gilt die weltweit größte Studie zu diesem Thema als durchaus belastbar und Blaupause für andere Nationen.
Die Viertagewoche kann kommen.
Quellen und weiterführende Links:
https://www.nordisch.info/schottland/kommt-die-4-tage-woche-bei-gleicher-bezahlung/
https://kontrast.at/schottland-4-tage-woche/
https://www.heute.at/s/schottland-will-die-vier-tage-woche-testen-100161042
https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-09-01/fancy-a-four-day-week-scotland-is-urged-to-expand-trials
https://www.nordisch.info/island/reduzierte-arbeitszeit-bei-gleichem-lohn-voller-erfolg/
https://www.bbc.com/news/business-57724779
Bildquelle: © kontrast.at