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Dein tageswow: „Zu viele!“

Wie eine Münchnerin nicht demonstrieren durfte
Photographie der Demonstration gegen Rechts am 21. Januar 2024 in München, zu sehen Bäume, Menschen von hinten, ein Tor/Triumphbogen und ein Turm
#menschenwow #demokratiewow
    © Nina Lizon à l'Allemand für tageswow.de

      In diesen bewegten Tagen ist es zwischen all den Horrormeldungen möglich, Erhellendes und Ermunterndes zu finden. Das zeigt eine Unternehmerin aus München, die hier schildert, weshalb die abgebrochene Demo gegen Rechts am Sonntag, den 21. Januar 2024 für sie nicht nur schade, sondern auch beglückend war.

      »Die Demonstration am Sonntag in München hat für mich bereits einige Tage vorher damit begonnen, dass ich meinem Sohn erklärte, was eine Demo eigentlich ist. Warum wir auf die Straße gehen und wofür. Was das bedeuten würde für unsere Familie und für unser Land, wenn sich rechte Ideologien durchsetzten. Dabei habe ich mir auch eingestanden, dass ich meistens zur schweigenden Mehrheit gehöre.

      „Das ist genau richtig hier.“

      Aber am Sonntag nicht. Da haben wir nicht geschwiegen. Wir haben uns den Weg in die Stadt hinein gekämpft. Mein Sohn und ich, wir standen in der überfüllten U-Bahn auf dem Weg in die Innenstadt ganz nahe beieinander, er hat seinen Kopf an meinen Bauch gedrückt und ich habe ihn festgehalten und versucht, im Gedränge nicht umzufallen.
      Üblicherweise meide ich die öffentlichen Verkehrsmittel zur Rush Hour und ich fühle mich nicht sehr wohl in Menschenmengen. Aber da, in diesem Moment, eingequetscht zwischen all diesen Menschen, da habe ich innerlich geschmunzelt und dachte mir nur: „Ich bin genau richtig hier. DAS ist genau richtig hier.“
      Komisch, wie man seine Eigenheiten überwinden kann, wenn einem etwas wirklich wichtig ist.

      Zu viele!

      Und da war mir schon klar, dass viele kommen würden. Doch dann zu sehen, wie viele es tatsächlich geworden waren: Zu viele, um die geplante Route zu laufen. Zu viele, um die Sicherheit für alle zu gewährleisten. Zu viele für einen normalen Ablauf.
      Schade zwar, aber hey: Wir waren zu viele!
      Das macht Hoffnung, findest du nicht auch?

      Ach ja, mein Sohn sagte abends beim Zubettgehen zu mir: „Mama, das war ein cooler Tag. Aber das in der U-Bahn, das war nicht so toll!“«

      Nina Lizon à l‘Allemand
      www.ninalizon.de

       

      Weiterführender Link:
      https://www.br.de/nachrichten/bayern/muenchen-grossdemo-gegen-rechts-abgebrochen,U1zt9Sn (28.01.2024)

      Bildrechte:
      © Nina Lizon à l’Allemand für tageswow.de