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Fahrrad-Parkhaus bietet Lebensraum

Das erste Unterwasser-Fahrradparkhaus der Welt
Ein Parkhaus für Fahrräder, trocken und sicher
#umweltwow #architekturwow
    Bildquelle. Unsplash

      Die Niederlande sind als Fahrradnation bekannt: 22,5 Millionen Fahrräder kommen auf eine Bevölkerung von 17 Millionen Menschen. Dieses Mengenverhältnis spricht für sich. Und es erlaubt die Frage: Wohin mit all den Drahteseln? Denn natürlich sind Fahrräder umweltfreundlicher und platzsparender als Autos, doch auch sie benötigen eine sichere Abstellmöglichkeit, vor Witterungseinflüssen geschützt.

      Gute Nachricht: Die Deutschen besitzen mehr Fahrräder als je zuvor. Hierzulande baut man Fahrradparkhäuser jedoch nach dem Vorbild von Automobilparkhäusern. Dafür werden Flächen versiegelt und Lebensräume zerstört. Demgegenüber setzt ein niederländisches Architekturbüro neue Standards. Statt einen Teil des Flusses trocken zu legen, um ein herkömmliches Gebäude zu errichten, verwandelt man die halbschwimmende Struktur, die den Kai des Amsterdamer Bahnhofs ursprünglich vor Bootsunfällen schützen sollte, in ein Fahrradparkhaus.
      Dieses bietet ab 2022 nicht nur 4.000 Fahrrädern Platz, es wurde auch so gebaut, dass es aquatische Lebensformen möglichst wenig beeinträchtigt. Poröser Beton bietet Lebensraum für Pflanzen und Muscheln, Kokosnussmatten reinigen das Wasser und spezielle Netze sollen Plastikmüll auffangen. Die Bauarbeiten wurden mit möglichst geringen Auswirkungen auf das Biotop durchgeführt.

      „Nationaler Radverkehrsplan 3.0“ des Bundesverkehrsministeriums

      Hierzulande verabschiedete das Bundeskabinett den Nationalen Radverkehrsplan (NRVP 3.0), der für mehr, besseren und sichereren Radverkehr in der gesamten Bundesrepublik sorgen soll. Dazu wurden erstmals wurden auch Bürger und Bürgerinnen befragt. Neben Verkehrssicherheit sind deren größtes Anliegen lückenlose Radverkehrsnetze – für die unter Anderem geeignete Abstellplätze erforderlich sind.
      Die Mittel dazu kommen zum Beispiel aus dem neuen Finanzhilfe-Sonderprogramm „Stadt und Land“ des Bundesministeriums für Verkehr und Infrastruktur. Laut Bundesverkehrsminister Scheuer soll sich „die finanzielle Förderung des Radverkehrs (…) perspektivisch an rund 30 Euro je Person und Jahr orientieren“. Dies soll  bis 2030 gelten.
      Zum Vergleich: Im Jahr 2018 wurden in Stuttgart nur fünf Euro jährlich je Einwohner:in für den Radverkehr ausgegeben. Auch Berlin mit 4,70 Euro und München mit 2,30 Euro haben einen weiten Weg vor sich, möchten sie dieses Ziel erreichen.

      Nachhaltige Fahrradparkhäuser auch in Deutschland?

      Der NRVP 3.0 beinhaltet viele ehrgeizige Ziele, nicht nur in Bezug auf den Ausbau der Fahrradinfrastruktur, sondern auch für die Verwaltung, Fahrradkultur und Verkehrssicherheit. Von Nachhaltigkeit ist nicht die Rede. Bis hierzulande ein Projekt wie das Unter-Wasser-Parkhaus hinter dem Amsterdamer Hauptbahnhof realisiert wird, könnte also noch einige Zeit vergehen.

       

      Quellen und weiterführende Links:
      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/154198/umfrage/fahrradbestand-in-deutschland/
      https://www.techandnature.com/amsterdam-unterwasser-fahrradparkhaus-bietet-auch-fischen-ein-zuhause/
      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/909259/umfrage/jaehrliche-ausgaben-je-einwohner-fuer-den-radverkehr-in-deutschen-staedten/
      https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Pressemitteilungen/2021/036-scheuer-deutschland-fahrradland.html
      https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Pressemitteilungen/2021/062-scheuer-informationsstelle-fahrradparken-an-bahnhoefen.html
      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1079734/umfrage/meinungsumfrage-zu-fahrradwegen-in-deutschland/