Weltweit ist über ein Drittel der Fischbestände überfischt, beinahe die gesamten restlichen zwei Drittel sind bis an die Kapazitätsgrenze befischt. Gleichzeitig stammt immer mehr Fisch aus Aquakulturen: Im Jahr 2019 wurde beinahe ebenso viel Fisch in Aquakulturen gezüchtet wie in Gewässern gefangen.
Dabei können Aquakulturen wahre Umweltsünder sein. Ihre Errichtung zerstört ganze Lebensräume, was wiederum massive Folgen für die damit verbundenen Ökosysteme hat. Die meisten Aquakulturen sind sogenannte offene Systeme, in denen zum Beispiel Lachse oder Tunfische in Netzgehegen gezüchtet werden, die man ins Meer hängt. Auf diese Weise gelangen absinkendes Futter, Fäkalien und Medikamente ins Wasser und verschmutzen nicht nur die Anlage, sondern auch den umgebenden Lebensraum.
Häufig gelangen einige Zuchtexemplare aus solchen Anlagen in die freie Wildbahn. Dadurch vermischen sie nicht nur ihr den Bedingungen der Zucht angepasstes Erbgut mit dem wilder Artgenossen, sondern schleppen auch Krankheiten ein, die bei der Haltung vieler Tiere auf engem Raum entstehen.
Lachs aus dem 3D-Drucker
Ein österreichisches Startup will der Überfischung und der Umweltverschmutzung ein Ende setzen. Dafür haben die Gründer:innen eine Methode entwickelt, aus rein veganen Bestandteilen wie Erbsenprotein, Algen, Ölen und Pflanzenfasern mit einem speziellen 3D-Drucker ein Produkt herzustellen, das nicht nur aussieht wie echter Lachs, sondern laut diverser Test-Esser:innen auch so schmeckt.
Abhängig vom Verhältnis der Zutaten ist die Textur des Lachses fester oder weicher, die Algen verleihen ihm den typisch salzigen Fischgeschmack. Für die Texturierung pflanzlicher Proteine haben die Gründer:innen eigens einen 3D-Drucker entwickelt.
Derzeit arbeiten sie an einer automatisierten Produktionslinie, um für den Verkauf geeignete Mengen herstellen zu können.
Hat künstlich hergestellter Speisefisch eine Zukunft?
Eine Umfrage unter Jugendlichen für den „Fleischatlas 2021“ ergab, dass der Großteil der befragten 15- bis 29-Jährigen in Deutschland die aktuellen Produktions- und Arbeitsweisen in der Fleischindustrie ablehnt. Beinahe alle Befragten verlangen von der Politik, für bessere Tierhaltung und klimafreundliche Ernährung einzutreten. Sowohl durch strengere Tierschutzgesetze und eine Klimakennzeichnung von Lebensmitteln als auch durch die Legalisierung des sogenannten „Containerns“. Diese Einstellung lässt sich vermutlich analog auf Fisch beziehungsweise dessen Produktion übertragen.
Der Konsum von vegetarischen und veganen Lebensmitteln steigt seit Jahren – weltweit. Ganz vorne mit dabei sind Fleisch- und Fisch-Ersatzprodukte. Expert:innen prognostizieren dem Markt weltweit eine jährliche Wachstumsrate von 20 bis 30 Prozent.
Lachs aus dem 3D-Drucker trifft also den Nerv der Zeit. Eine echte Alternative kann er aber nur sein, wenn eine effiziente, kostengünstige und vor allem nachhaltige Methode zur Produktion großer Mengen gefunden wird.
Quellen und weiterführende Links:
https://kurier.at/wirtschaft/karriere/verkostung-wie-3d-gedruckter-lachs-auf-pflanzenbasis-schmeckt/401215044
https://revo-foods.com/single-product/
https://de.statista.com/themen/6781/fleischersatzprodukte/#dossierKeyfigures
https://www.boell.de/sites/default/files/2021-01/Fleischatlas2021_0.pdf?dimension1=ds_fleischatlas_2021
https://www.quarks.de/gesundheit/ernaehrung/wann-wir-endlich-fleisch-essen-fuer-das-kein-tier-mehr-leiden-muss/
https://www.handelsblatt.com/adv/soklingtwirtschaft/start-up-revo-foods-frisch-gedruckt-und-nachhaltig-lachs-aus-dem-3d-drucker/27379236.html
https://taz.de/Veganer-Fisch-aus-dem-3-D-Drucker/!5772800/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1193806/umfrage/zustand-der-weltweiten-fischbestaende/
https://de.statista.com/infografik/22119/erzeugung-von-fisch-aus-fischfang-und-aus-aquakulturen-weltweit/
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