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Wenn der Trauerdrongo ruft

Gesänge, Dialekte und Spaßvögel: Kommunikation unter Tieren
Ein Erdmännchen steht aufrecht und scheint etwas gehört zu haben – Kommunikation unter Tieren
#tierwow #umweltwow
    © Manuel Capellari, Unsplash

      Kommunikation ist alles. Grundsätzlich, überall. Dabei kommt es, wie wir wissen, nicht ausschließlich auf die Stimme an. In Bezug auf die Tierwelt, die vom Menschen nun ja schon lange beobachtet wird, hat aber gerade die Kontaktaufnahme mithilfe von Lauten, Tönen und Geräuschen ganz neue Erkenntnisse hervorgebracht.

      Die Bioakustik ist mitunter ein einsames Unterfangen. Hüfttief im Wasser stehen, um die Knoblauchkröte rufen zu hören. Auf allen Vieren durchs Unterholz robben, um zu schauen, ob das eben wirklich eine Grasmücke war, die gesungen hat. Und sollten Sie in der Verlegenheit stecken, in der Wildnis abhandengekommen zu sein: Trauen Sie Ihren Ohren nicht! Was da so lieblich gezwitschert hat, war vielleicht ein Gepard, der durch diese Art der akustischen Mimikry reinen Selbstschutz betreibt – um nicht vom größeren und stärkeren Löwen aufgefunden zu werden.
      (Übrigens: Vögel antworten Geparden mitunter. Ob diese das Gesprächsangebot annehmen und auf ein Pläuschchen bleiben, ist bislang nicht überliefert.)

      TaF – Tierisch als Fremdsprache

      Erstaunlich viele Tiere sind in der Lage, speziesfremde oder zumindest -ferne Laute zu imitieren, um sich selbst zu schützen, etwas vorzutäuschen oder gar den Speiseplan zu erweitern. Neben tonalen Beiträgen zwecks Balz, Entspannung und Genuss wurde nach jahrelanger Forschung auch herausgefunden, dass beispielsweise Elefanten zum Zeitvertreibe singen. Ihre mehr als 40.000 Muskeln allein im Rüssel (zum Vergleich: Der Mensch weist rund 650 Muskeln auf – am ganzen Körper) können derart kontraktiert, entspannt, bewegt und verdreht werden, dass beobachtet wurde, wie Elefanten, wenn sie beispielsweise auf andere Herdenmitglieder warteten, ein Ständchen kreierten. Nicht, dass ihre zehn Zentimeter langen Stimmlippen dem Zwecke der Kommunikation nicht dienlich wären – diese nutzen sie beispielsweise, um während längerer Wegstrecken innerhalb ihrer Gruppe in Kontakt zu bleiben oder auch, um mit anderen Herden Kontakt aufzunehmen –, allein sie haben so viel mehr Möglichkeiten, sich auszudrücken.

      Schonmal einen Elefanten quietschen gehört?

      Elefanten nutzen also zur Erweiterung ihres Lautspektrums andere Ressourcen als die Stimmlippen. Und sie können diese Laute individuell kreieren, je nach Situation und Laune. Damit sind sie den Menschen sehr ähnlich, die gern singen, wenn es ihnen gut geht, und (unbewusst) Melodien summen, wenn sie entspannt sind. Auch wir nutzen unseren Körper als Resonanzraum, allerdings sind wir dabei auf unsere Stimmlippen angewiesen.

      Den Vogel schießt – dies schiefe Bild sei gestattet – der Trauerdrongo ab. Dieser Sperlingsvogel beherrscht das Vokabular unter anderem von Elsterdrossling, Kronenkiebitz und Rotschulterglanzstar bis zum Erdmännchen.
      Ist er hungrig, imitiert er die Warnrufe besagter Tiere, sodass diese ihre Beute fallen lassen, um sich in Sicherheit zu bringen – et voilà, das Buffet ist eröffnet.
      Stimmimitation zwecks Nahrungsfindung: Hierfür stehen dem Kleptoparasiten, der auf diese Weise rund ein Viertel seiner Nahrung auf- (eher: ein-)treibt, rund 50 Idiome zur Verfügung.

      Der Mensch als Krone der Schöpfung? Not so much. Ebenso, wie wir bei Artgenoss:innen ruhig häufiger genauer hinhören sollten, lohnt sich dies auch bei artfremden Lebewesen. Vom Bäume-Umarmen mal ganz abgesehen.
      Denn Kommunikation hat Sinn. Immer.

       

      Quellen und weiterführende Links:
      https://www.tierstimmenarchiv.de/ (14.01.2022)
      https://www.zeit.de/2021/41/bioakustik-von-singenden-maeusen-und-quietschenden-elefanten-angela-stoeger-buch (06.10.2021)
      https://www.faz.net/aktuell/wissen/leben-gene/bioakustiker-versuchen-zu-hoeren-wie-es-oekosystemen-geht-16761580.html (11.05.2020)
      https://www.nabu.de/wir-ueber-uns/infothek/mitgliedermagazin/archiv/12582.html (2010)

      Bildquelle: © Manuel Capellari, Unsplash