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Skateboarding is not a crime

... but sustainable: Skateboards aus Müll schonen Ressourcen
Skateboarding verbindet Menschen überall auf der Welt, hier in New York
#sportswow #nachhaltigkeitswow
    © Erin Patrice O'Brien, erinpatriceobrien.com

      Der Sommer kommt. Ganz bestimmt. Und mit ihm die unbändige Lust, draußen zu sein, sich zu bewegen, den kühlenden Wind auf der Haut zu spüren. Eine so unkomplizierte wie fast überall auszuübende Möglichkeit, das zu erleben, ist das Skateboarding.

      In den 50er Jahren erfunden, weil wahlweise das Geld für ein Surfbrett oder der passende Surfspot fehlte, das gleiche fließende, schwebende und freie Gefühl zu genießen aber gewünscht war, traten seit den Siebzigern die Rollbretter von Kalifornien aus einen magnetischen Streifzug quer über den Globus an.
      Seit 1989 gibt es eine Weltmeisterschaft, bei der alters- und geschlechtsunabhängig die:der subjektiv beste Rollbrett-Bediener:in ausgewählt und gekürt wird. Seit 2020 ist das Skateboarding eine olympische Sportart. Nachvollziehbar, wenn man bedenkt, wie viel Durchhaltevermögen, Geduld und Wiederaufsteh-Mentalität benötigt sind, um Tricks zu lernen, zu kreieren und zu stehen.

      Selbstbestimmung und -wirksamkeit

      Um den Sport ist längst eine Industrie gewachsen. Bekleidung, Magazine, Videos, Markenartikel und nicht zuletzt die Bretter selbst dienen dazu, ein Statement zu setzen. Nichtsdestoweniger bewahrt sich, wer einmal auf dem Brett stand und nicht mehr runter wollte, einen gewissen trotzigen, manchmal gar widerborstigen Hang zur Freiheit, zur Uneinnehmbarkeit durch Gruppen, Organisationen und Trends. Der Film „This ain’t California“ zeigt dies auf charmante Weise.

      Dieses Bestreben nach Unabhängigkeit verbindet generationen- und länderübergreifend die damaligen Skater:innen der ehemaligen DDR mit den heutigen Bewohner:innen der Favela Rocinha nahe Rio de Janeiro.
      Hier spielt der Mangel an monetären und materiellen Ressourcen zwar auch eine Rolle bei der Initiative zur Entwicklung eigener Sportgeräte. Hauptsächlich geht es jedoch darum, den Lebensraum von Müll zu befreien und Armut zu bekämpfen.

      Von der Flasche zum Brett – im Pizzaofen

      Die farbenfrohen Boards bestehen nämlich nicht wie sonst üblich aus Holz, Leim und Griptape, sondern aus Kunststoffverschlüssen für Flaschen. Diese gibt es, wie überall, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, in Brasiliens größter Favela zuhauf. Und so kam ein junger Mann auf die Idee, diese zu sammeln, zu zerkleinern, in eine Form zu füllen und in einem Pizzaofen einzuschmelzen. Auf diese Weise entsteht innert zweier Stunden ein vollständig aus recycletem Material hergestelltes Skateboard.

      Das Unterfangen dient nicht nur dem Umwelt- und Ressourcenschutz. Es ermöglicht auch Menschen, die nichts besitzen, regelmäßig nahrhafte Mahlzeiten zu sich zu nehmen – diese erhalten sie im Tausch gegen die Plastikverschlüsse. Gespendet werden die Mahlzeiten von der Nichtregierungsorganisation „Familia Na Mesa“.

      Raus aus dem Müll, rein in die Zukunft

      Der kanadischstämmige Initiator von „Na Laje Designs“, Arian Rayegani, hat ehrgeizige Ziele. Er möchte die junge Generation einbeziehen, Kinder, die die Zukunft gestalten. Ihnen möchte er nahebringen, wie wichtig es ist, Müll nicht wegzuwerfen, sondern zu sammeln. Somit können sie spürbar etwas für ihre direkte Umwelt tun und lernen, aus Altem Neues zu gestalten.
      Die Erkenntnis, dass Müll nicht nur Abfall ist, sondern aus Roh- und Wertstoffen besteht, ist Rayegani wichtig zu vermitteln. So plant er weitere Projekte, die sich der Wiederaufbereitung auch von Papier, Metall, Glas und weiteren verwertbaren Abfallstoffen widmen sollen.

      Kreislaufwirtschaft funktioniert überall. Und sie kann das Modell der Gegenwart und Zukunft sein – wenn alle involviert sind.

       

      Quellen und weiterführende Links:
      cnalifestyle.channelnewsasia.com/living/brazil-favela-skateboards-made-bottle-caps-recycling-286121 (26.10.2021)
      indianexpress.com/article/lifestyle/life-style/in-brazil-favela-skateboards-made-of-bottle-caps-promote-recycling-7591332/ (26.10.2021)
      reuters.com/news/picture/in-brazil-favela-skateboards-made-of-bot-idUSKBN2HF25C (25.10.2021)
      plastics-themag.com/Unique-skateboards-made-from-recovered-plastic-bottle-caps (21.05.2019)
      materialdistrict.com/article/wasteboards-skateboard-bottle-caps/ (02.05.2017)
      journal21.ch/artikel/skaten-und-arbeiten-der-ddr (17.10.2012)

      Bildquelle: © Erin Patrice O’Brien, erinpatriceobrien.com