Mein Freund, der Baum. Lange wurde der Stamm mit Ästen und Wurzeln nicht dermaßen heftig erforscht, diskutiert, verteidigt und gerodet wie innerhalb der letzten Jahrzehnte. Das Thema Mikroplastik bringt einen von ihnen nun in neuem Kontext in den Fokus.
Seitdem belegt ist, dass Pflanzen miteinander kommunizieren, nimmt die Faszination für Wald und Bäume zu. Spätestens seit Peter Wohllebens, Deutschlands wohl bekanntestem Förster und Waldhüter, in 40 Sprachen übersetzten Buchs „Das geheime Leben der Bäume“ ist Großgrün in aller Munde und vielerlei Armen. „Hambi bleibt!“ ist ein Schlachtruf, mit dem in Deutschland wohl jede:r etwas verbindet, und der Spruch „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werden wir merken, dass wir Geld nicht essen können“ gehört zu den 80ern wie Neonjacken und Karottenjeans.
Aus der Baum?
Wer an Bäume in Deutschland denkt, der:dem kommen wohl zuallererst Buchen, Eichen und Linden in den Kopf. Eine große Überraschung bietet nun ein Baum, der eher stiefmütterlich behandelt wird in Wald und Flur: die Hängebirke. Sie ist in der Lage, über die Wurzeln aus dem Boden Mikroplastik aufzunehmen.
Mikroplastik ist in aller Munde – wortwörtlich; es wurde bereits in Nahrungsmitteln nachgewiesen. Auch die Bilder von mit vollem Magen verhungerten Meerestieren reichen tief. Was ist los mit uns, dass wir unsere Müllproduktion nicht in den Griff bekommen?
Was Viele nicht wissen: Erdboden ist deutlich stärker durch Mikroplastik belastet als Gewässer (die beispielsweise durch das Waschen synthetischer Kleidungsstücke tagtäglich mit Plastikpartikeln angereichert werden). Daher gilt es auch hier, Lösungen zu finden, wie es für Ozeane beispielsweise bereits mit dem vielversprechenden Projekt The Ocean Cleanup gelungen ist.
Mikroben bauen Schadstoffe ab
Betula pendula Roth., wie die Hängebirke auf Botanisch heißt, ist schon länger dafür bekannt, dass sie Böden dekontaminiert. Schwermetalle und industrielle Schadstoffe wie polyaromatische Wasserstoffe speichert sie und baut sie mithilfe von Mikroben ab. Neu ist, dass sie auch Mikroplastik aufnimmt.
Noch ist nicht klar, wie die diese Tatsache die Gesundheit der Bäume beeinflusst. Die Pilotstudie unter Mitwirkung der Berliner Künstlerin Kat Austen und des Geoforschungszentrums Potsdam (GFZ) ist abgeschlossen, weitere Untersuchungen sind geplant.
Am besten ist es natürlich, wenn wir die Unmengen an Plastik- und Kunststoffabfall deutlich reduzieren und Plastikpartikel gar nicht erst in Wasser und Erde gelangen. Dies kann im Alltag dadurch gelingen, indem wir beispielsweise Second Hand kaufen und darüber hinaus auf plastikfreie Alternativen zurückgreifen wie Kleidung aus Baumwolle, Leinen und Hanf.
Quellen und weiterführende Links:
vdi-nachrichten.com/technik/umwelt/birken-entfernen-mikroplastik-aus-dem-boden/ (21.02.2022)
igb-berlin.de/news/birken-entfernen-mikroplastik-aus-dem-boden (21.02.2022)
ps.boell.org/sites/default/files/2020-09/Plastic%20Atlas%202020%20-%20English.pdf (09/2020)
nationalgeographic.de/umwelt/2022/02/koennen-baeume-uns-aus-der-mikroplastikverschmutzung-retten (23.02.2022)
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